Seit der bundesweiten Einführung des Digitalfunk für Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz wurde die Netzinfrastruktur kontinuierlich verbessert. Im Rhein-Sieg-Kreis haben bisher Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehren ihre Funkausstattung umgestellt.
Die Feuerwehr Hennef stellte die Funkausstattung vor über einem Jahr um.
Als erste Kommune im Rhein-Sieg-Kreis, aber auch als eine der ersten Feuerwehren bundesweit, wickelt die Feuerwehr Hennef nicht nur der Fahrzeugfunk, sondern auch die Einsatzstellen-kommunikation auf digitalem Funk ab.
Vor der Umstellung des in den Einsatzfahrzeugen fest eingebauten Funksystems bestand schon eine Vielzahl an Erfahrungen bei unterschiedlichen Behörden und Organisationen. Somit war die Umstellung in diesem Bereich nicht weiter schwierig. Umfangreiche Vorgaben auf Landes- und Kreisebene ließen auch nicht viel Raum für Sonderlösungen.
Im Bereich des Fahrzeugfunks hat die Feuerwehr Hennef dennoch ein kreisweites Pilotprojekt gestartet.
Die landesweite Verteilung der Gesprächsgruppen sah neben kreisweiten Gruppen (z.B. SU_FW oder SU_RD) auch für jede Kommune eine „eigene“ Gesprächsgruppe vor. Für Hennef also die Gesprächsgruppe SU_HNF.
Die Arbeitsgruppe der Feuerwehr Hennef
Mit dem Einbau eines zusätzlichen Funkgerätes besteht somit die Möglichkeit neben der Standard-gruppe SU_FW parallel auch die Gruppe SU_HNF zu nutzen.
Wonach im Standardbetrieb alle Feuerwehren sowie der Rettungsdienst des gesamten Rhein-Sieg-Kreises auf der Gruppe SU_FW funken, ist die Gruppe SU_HNF vorrangig der Feuerwehr der Stadt Hennef vorbehalten
Bei großen Schadensereignissen oder Flächenlagen, wie Unwettern etc., kann sich die Feuerwehr auf dieser Gruppe ungestört organisieren. Die fest eingebauten Fahrzeugfunkgeräte bleiben hingegen, ohne umgestellt werden zu müssen, immer mit der zuständigen Leitstelle in Kontakt und die Kreisgruppe SU_FW somit für dringende und wichtige Rückmeldungen, Nachforderungen und Paralleleinsätze frei.
Bei dem zweiten Funkgerät zur Nutzung der Kommunalgruppe hat sich die Feuerwehr Hennef für ein Handfunkgerät in einer aktiven Ladehalterung mit Außenantennenanschluss entschieden, um während der Fahrt einen guten Empfang sicherstellen zu können und an der Einsatzstelle ein Mitführen des Gerätes zu ermöglichen.
Die rege Nutzung dieser Kommunalgruppe, z.B. um nachrückende (Sonder-) Fahrzeuge detailgenau einzuweisen, Nachforderungen aus der eigenen Einheit zu organisieren oder auf der Anfahrt befindliche Nachrücker in einen Bereitstellungsraum zu führen, zeigt eine deutliche Verbesserung in punkto Kommunikation und Organisation.
Wohingegen auf der Kreisgruppe die Devise „Fasse dich kurz“ gilt, können auf der Kommunalgruppe Informationen wesentlich detaillierter und ausführlicher übertragen werden, ohne die übergeordnete Kreisgruppe zu stören. Maßnahmen werden hierdurch schneller und effektiver gestaltet, was eine Verbesserung des Einsatzerfolges mit sich bringt.
Der Einsatzstellenfunk
Der Einsatzstellenfunk, also die Geräte, die als Handsprechfunkgeräte von den Einsatzkräften z.B. unter Atemschutz bei einem Innenangriff getragen werden, wurde bisher durch analoge Funkgeräte im 2m Band sichergestellt.
Für die Umstellung auf Digital waren umfangreiche Planungen, Tests und Konzepterarbeitungen notwendig, um einen sicheren Betrieb des Digitalfunk an der Einsatzstelle zu gewährleisten.
Im Fokus der Überlegungen stand die Funkversorgung bzw. die Erreichbarkeit innerhalb von Gebäuden, das verfügbare Zubehör, wie Sprechgarnituren etc. sowie die sichere und einfache Bedienbarkeit der Geräte.
Durch umfangreiche Funktests in verschiedenen Gebäuden und beim Beüben verschiedener Szenarien wurde ein direkter Vergleich zwischen den bisher eingesetzten Funkgeräten, fabrikneuen analogen 2m Funkgeräten sowie den aktuellen digitalen Sepura- Handfunkgeräten im Direktmodus durchgeführt.
Im Ergebnis waren die digitalen Funkgeräte in der Reichweite deutlich besser, vor allem aber in der Sprachqualität den analogen Geräten überlegen.
Die Möglichkeiten im Bereich des Zubehörs sind bei den Sepura- Digitalfunkgeräten enorm. Eine große Auswahl an Sprechgarnituren, Ladegeräten, Antennen etc. ermöglichen eine individuelle und zielgerichtete Anpassung der gesamten Funkausstattung.
In puncto Bedienbarkeit allerdings sind die digitalen Handsprechfunkgeräte durch unzählige Programmier- und Umstellmöglichkeiten für einen sicheren Betrieb unter Stress oder durch nicht routinierte Einsatzkräfte eher ungeeignet. Da es bei den alten, seit Jahrzehnten im Einsatz befindlichen analogen 2m Funkgeräten immer noch zu einzelnen Schwierigkeiten bei der Handhabung der Geräte kam, war eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema dringend geboten.
Die Schaltmöglichkeiten der Standardprogrammierung der digitalen Handsprechfunkgeräte war nach Auffassung der Feuerwehr Hennef für eine Nutzung im Einsatzstellenfunk und unter Atemschutz zu umfangreich und mit der Gefahr verbunden, durch unbeabsichtigtes Verstellen des Gerätes den Kontakt zu verlieren.
Die Lösung bestand darin, Einsatzstellenfunkgeräte zu schaffen, welche in ihrer Funktion und den Schaltmöglichkeiten radikal eingeschränkt sind.
So wurden nur die wesentlichen Funktionen freigeschaltet, das Gerät geht beim Einschalten in einen definierten Grundzustand und der Netzbetrieb (TMO) wurde gesperrt (Schnellwahltaste).
Der Einsatzstellenfunk der Trupps wird demnach ausschließlich im DMO (Direktmodus) betrieben, was eine sichere Kommunikation auch ohne Netzverfügbarkeit bzw. Netzüberlastung ermöglicht.
Der Gruppenwechsel (Kanalwechsel) im DMO Modus wurde durch die Programmierung der Tasten 1 bis 4 als Schnellwahltasten so vereinfacht, dass bei einer Änderung der Einsatzstellenorganisation, durch langes Drücken der jeweiligen Taste die entsprechende Abschnittsgruppe, vorgegeben durch den Kommunikationsplan des Kreises, schnell und einfach eingestellt bzw. umgestellt werden kann.
Derzeit in der Stadt Hennef noch nicht erforderlich, aber für die Zukunft vorgesehen ist die Implementierung von Gebäudefunkanlagen. Die „Schnellwahltastenprogrammierung“ ermöglicht die entsprechende Hinterlegung von Gebäudefunkgruppen auf den Tasten 7 bis 9. Den vorgehenden Trupps wird somit aufgrund entsprechender Einsatzpläne eine sichere und unkomplizierte Umschaltung auf die erforderliche Gebäudefunkgruppe ermöglicht. Ergänzend könnte eine Beschilderung an den Objektzugängen erfolgen.
Durch die konsequente Funktionsreduktion wird im Vergleich zu den alten 2m Geräten und auch den Standard HRT der Kanalwechsel auch für ungeübte Einsatzkräfte erheblich vereinfacht.
Um die in Ihrer Funktion eingeschränkten Geräte unterscheiden bzw. kenntlich machen zu können, wurden diese mit einer grünen Tastaturschale versehen. Die Geräte der Atemschutztrupps wurden mit hochwertigen und wasserdichten abgesetzten Bedienteilen ausgestattet. Hier ist zusätzlich die Lautstärkeregelung am Bedienteil möglich, ohne das Gerät selbst aus einer schützenden Jackentasche hervorholen zu müssen.
Neben dem Führungskanal, gem. Kommunikationsplan DMO 316_F*, steht im Ausnahmefall für räumlich ausgedehnte Einsatzstellen dann mit den in den Fahrzeugen verbauten Handfunkgeräten als Redundanz die Kommunalgruppe SU_HNF im Netzmodus zur Verfügung.
Aufgrund der hohen Anzahl an baugleichen Geräten wird der Wartungsaufwand, die Ersatzteil-versorgung sowie die Austauschbarkeit von Zubehör wie Sprechgarnituren und Ladegeräten erheblich vereinfacht und stellt somit langfristige Betriebssicherheit und Kostenersparnis dar.
Mit den „Grünen Funkgeräten“ steht der Einsatzkraft ein Gerät zur Verfügung, welches sich blind be-herrschen lässt, mit den Vorteilen einer modernen, deutlichen und abhörsicheren Kommunikation.